literarisch capri besuchen

im neuesten band der reihe der kultur reiseführer des arche verlags nimmt autorin stefanie sonnentag den leser an die hand, um mit ihm sieben „spaziergänge durch das literarische capri und neapel“ zu unternehmen. das tut sie kenntnisreich, genau, und im vertraut gemütlichen ton eines echten reiseführers. stefanie sonnentags buch bietet eindrucksvoll recherchierte details der capresischen kulturgeschichte, das berühmte künstlerpersonal der insel tritt in seiner vollständigkeit auf. nur karl friedrich schinkel fehlt. dabei war er 1804 und 1824 auf capri, noch vor der folgenschweren entdeckung der blauen grotte durch august kopisch im jahr 1826. brecht, rilke, hauptmann, gorki, werfel oder malaparte.

hier schrieben sie also – die bedeutendsten künstler und denker in den ersten jahrzehnten des zwanzigsten jahrhunderts. oder machten sie nur ferien? denn wo ist der capri-roman, der bis heute überlebt hat? axel munthes „die glocken von san michele“ sind glücklicherweise endgültig verstummt. und wo ist das capri-bild, das mehr ist als nur landschaftsvedute? auf diesen spaziergängen erfährt der leser vieles über alte hotels, berühmte villen und ihre illustren bewohner – das ist interessant; der mythos capris als insel der musen scheint unsterblich.

frankfurter allgemeine zeitung, 30. april 2003



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